Islamisten in Deutschland: Zahlen, Fakten, Definitionen 2


Wie groß ist eigentlich das Bedrohungspotential durch Islamisten in Deutschland? Auf twitter und facebook fliegen einem schonmal extreme Zahlen um die Ohren. Da ist auch schon mal von 720.00 Gewaltbereiten Islamisten in Deutschland die Rede:

Wo kommt diese Zahl her? Mihigru soll wohl Migratinshintergrund heißen. Diese Personengruppe umfasst laut Bundeszentrale für politische Bildung im Jahr 2011 ca. 16Mio Menschen, was ja zu den 20% passt. 3/4 davon wären 12 Mio. Das das nicht stimmt hatte er selber vorher in folgendem Artikel gepostet: BMI Muslime in D  (2007) vom Institut für Islamfragen*, in dem auf Seite 2 von 3,2 – 3,5 Mio Muslimen geschrieben wird. Es gibt keine wirklich verlässlichen Zahlen dazu, da die Religionszugehörigkeit von Muslimen nicht erfasst wird. Andere Quellen sprechen heute von Schätzungen von etwa 4 Mio. Muslimen. legt man diese Zahl zu Grunde und sollten die 6% von vor acht Jahren noch stimmen, dann kommt man auf die von mir genannten 240.000 gewaltaffinen. Weniger, als die genannten 720.000, aber immer noch eine beachtliche Zahl.

Aber was heißt eigentlich gewaltaffin?

Gewaltaffinität: zur Gewalt neigend, gewaltbereit

Hooligans (13.000 registrierte Gewalttäter, gewaltbereit sind weitaus mehr) oder gewaltbereite Linksextreme (ca. 27.000 in 2013) sind also Gewaltaffin. Diese und insbesondere auch gewaltaffine Islamisten sind ein gesellschaftliches Problem, dass man nicht ignorieren darf und das offensichtlich auch nicht ignoriert wird. Ein gesellschaftlicher Diskurs dazu findet kontinuierlich statt und auch wenn Prävention und Strafverfolgung keinen schnellen Erfolg bringen können, sind sie die Mittel unseres Rechtsstaates. Ob das ausreichend ist kann man sicher Diskutieren.

Aber zurück zum Thema: macht denn gewaltaffinität jemanden zu einem Terroristen und damit zu einer Gefahr für die Gesellschaft? Nicht jeder der gewaltbereit ist wird auch Gewalt ausüben. Nicht umsonst differenziert man zwischen gewaltaffinen bzw. gewaltbereiten, gewaltsuchenden (die aktiv die Gewalt suchen, Teilmenge der gewaltbereiten) und Gefährdern. Dann kommt die Frage auf: was waren denn jetzt noch Gefährder?

Gefährder: Person, von der eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgehen könnte (Quelle: duden.de)

Unter die Gefährder werden die gezählt, die potentiell politisch motivierte Straftaten (z.B. Anschläge) verüben, darunter fallen z.B. auch Neonazis oder Linksextreme. Es werden ca. 270 Gefährder dem islamistischen Spektrum, nur 12 bzw. 6 Personen dem rechtsextremen bzw. linksextremen Spektrum zugeordnet. Etwa 1000 Islamisten, die nicht alle Gefährder sind zählen offizielle Stellen in Deutschland. Nachhören kann man dies z.B. in einem Mitschnitt der Bundespressekonferenz bei Jung und Naiv.

Grundsätzlich lässt sich also sagen, dass wir in Deutschland durchaus vor einer großen Aufgabe stehen. Es gibt eine Gruppe von Islamisten, die  bereit ist Ihre Vorstellungen auch mit Gewalt durchzusetzen. Sie agieren zum Teil sehr unabhängig und sind daher schwer zu fassen. Bisher haben unsere Sicherheitsbehörden gute Arbeit geleistet: erfolgreich war bisher noch kein Anschlag in Deutschland. Allerdings muss man klar sagen, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Wir haben bisher auch Glück gehabt. Es ist nicht die Frage, ob es einen erfolgreichen Anschlag in Deutschland geben wird, sondern eher wann und wie wir damit umgehen werden. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass wir wohlüberlegt und differenziert mit diesem Thema umgehen. Aktionismus, Pöbeleien gegen Muslime und Fremdenfeindlichkeit werden dies Problem nicht lösen.


* dass eine Institution der evangelischen Allianzen ist und nach eigener Aussage das Ziel hat den Informationen über den Islam Gesellschaft, Politik und Kirchen zur Verfügung zu stellen. Es ist nicht unumstritten (wie z.B. die Diskussionsseite zum Wikipedia Artikel zeigt), das Dokument ist also mit Vorsicht zu genießen. Man ist vermutlich besser beraten zum Original des BMI zu greifen und sich eine eigene Meinung zu Bilden.


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2 Gedanken zu “Islamisten in Deutschland: Zahlen, Fakten, Definitionen

  • cdk68

    Ich state mal hier statt auf Twitter, die Zeichenbeschränkung macht es doch schwer!

    Ich kann ehrlich gesagt momentan nicht nachvollziehen, wo genau ich die Zahl her habe, dass ca 75% der Personen mit Mihigru Muslime sind, aber plausibel erscheint mir die Zahl jedenfalls; die “Gastarbeiter” waren größtenteils türkischer Herkunft, die haben inzwischen 2 Generationen an Nachkommen, dann kommt noch Familiennachzug … summa summarum könnte das schon passen.

    Insgesamt haben ca. 16 Millionen Personen in Deutschland (ca. 20%) einen Mihigru, die Mehrzahl davon mit deutschem Pass. Quelle: http://mediendienst-integration.de/migration/bevoelkerung.html

    rund gerechnet also 6 Millionen “Ausländer” und weitere 10 Millionen mit deutscher Staatsangehörigkeit.

    Wenn nun die Zahl der Muslime mit maximal 4 Millionen angegeben wird, bezieht sich das dann auf die Gruppe der Ausländer oder der Personen mit Mihigru insgesamt? Verhältnismäßig plausibel wäre ersteres, denn 4 Mio von 6 Mio Ausländer läge in der Nähe der 75%, die ich im Hinterkopf habe!

    Andersherum: Wären 4 Mio Muslime unter den ganzen 16 Mio Mihigrus (und noch einer Handvoll “biodeutscher” Konvertiten), würden Muslime an der gesamten Migration nur runde 25% ausmachen. Kann das sein? Klar, wir haben auch europäische, russische und asistische Zuwanderung, aber doch nicht in diesen Massen.

    Letztlich ist es aber auch egal, ob wir nun über eine niedrige sechsstellige oder hohe sechsstellige Zahl von gewaltbereiten Muslimen reden. Ich habe mir aus BMJ-Zahlen vor einigen Wochen mal eine Statistik gebastelt, die Straftaten deutscher (inkl. “Passdeutscher”) und ausländischer Bevölkerung verglich. Abgesehen von den Bereichen der “Reichenkriminalität” (von Steuerhinterziehung bis Umweltstraftaten) waren Ausländer weit überproportional vertreten, teilweise 3-5x stärker als ihr Bevölkerungsanteil. Gerade auch im Bereich von Körperverletzungs- und individuellen Eigentumsdelikten (Diebstahl, Raub etc.).

    Nun will ich natürlich nicht behaupten, dass “der Ausländer” krimineller wäre als “der Deutsche”. Dazu zählen sicher auch andere Faktoren, z. B. der soziale Status, der im Durchschnitt beim Ausländer niedriger sein dürfte. Aber andererseits befeuern wir ja genau diese “Armutszuwanderung” dadurch, dass wir uns seit 30 Jahren um ein Einwanderungsgesetz drücken und unkontrollierte Einwanderung zulassen. Und wer aus Geldmangel nach Deutschland flieht, wird halt im Zweifel nicht als Aufsichtsrat eines DAX-Unternehmens enden!

    Soll heißen: Im Ergebnis importieren wir Kriminalität, egal welche Zwischenschritte noch erforderlich sind.

    Und hier sind wir am Kernpunkt: Mich interessiert an dieser Stelle eigentlich weniger, ob der betreffende Zuwanderer bzw. Mihigru’ler nun als gewaltbereit, Gefährder, Islamist, Terrorist oder sonstwas einzustufen ist. In dem Moment, in dem ich das Opfer einer Straftat werde, ist die Faust des Gewaltbereiten auch nicht härter oder weicher als die des Terroristen!

    Der Ausgangpunkt der Twitter-Diskussion war, dass Pegida doch Blödsinn sei, weil es in Dresden so wenig Mihigrus gibt. Nun muss ich aber nicht in Fukushima gewesen zu sein, um zu wissen: “Verstrahlung ist scheiße!”. Dresden ist nicht mehr das “Tal der Ahnungslosen”; dort sieht man genauso, wie sich die Gesellschaft entwickelt, wo sich die Migranten – in diesem Zusammenhang hauptsächlich Muslime – sammeln. Natürlich kommen noch andere Faktoren dazu, die Protesttradition im Osten, die zur Wiedervereinigung führte, die geringere Staatshörigkeit der Ostdeutschen usw.

    Ergebnis: Man kann/darf Sorge haben, wo unsere Gesellschaft hinsteuert. Auch in Dresden. Das ganze wird nicht innerhalb einer Legislaturperiode stattfinden, sondern eher in Generationen. Und trotzdem fühle auch ich mich nicht wohl dabei, wenn ich die wachsende muslimische Bevölkerung betrachte, auch wenn die finalen Konsequenzen eines irgendwann mehrheitlich muslimischen Deutschlands mich wohl längst nicht mehr betreffen werden!

    Natürlich sehe ich auch, dass 90% der Muslime absolut friedliche, verträgliche Menschen sind. Nach dem Stand der Dinge kann man die aber nicht vom Rest sauber trennen. Eine Ideallösung sehe ich nicht. Ich möchte sehr ungern die friedlichen Muslime diskriminieren oder unter Generalverdacht stellen. Aber das mildeste Mittel der Aussortierung liefe wohl über die religiösen Vorschriften: Friedliche, säkulare Muslime werden viel weniger Probleme mit einem Kopftuchverbot oder gemeinsamen Schwimmunterricht haben. Es sind die Fundamentalisten, die auf ihre religiösen Bräuche bestehen werden.

    Und dann kann man sagen: Sorry, aber is nich. Hier Schland, hier gemischtes Planschen! Hier Schweinefleisch, hier Kirchenglocken. Unser Land, unsere Kultur. Glaube, an was du willst, aber belästige uns nicht damit. Und wenn dir das nicht reicht, sind die Grenzen in beide Richtungen offen.

  • Felix Eckhardt Autor des Beitrags

    Warum sollten sich 4 Mio. Muslime auf irgendetwas beziehen? Es sind die Menschen, die sich zum Muslimischen Glauben bekennen. Nicht mehr und nicht weniger. Zahlen zwischen 3 und 4 Mio. findet man in diversen Quellen, unter anderem in der von Dir verlinkten. Auf die dort genannten 3,2 bis 3,5 Mio. Muslime bezieht sich auch die Angabe von 6%. Das wären dann nur noch 210.000. Gefühlte und geschätzte Wahrheiten mögen auf ein unmittelbares Umfeld zutreffen, lassen sich aber nicht auf Deutschland übertragen und helfen in der Diskussion um Muslime und Terror kaum weiter. Und auch wenn 12 Mio. Muslime plausibel klingt ändert es nichts an den Fakten.

    Sechsstellige Zahlen gewaltbereiter klingt krass, aber noch mal: nicht jeder Gewaltbereite verübt auch Gewalt. Ihm wird nur zugetraut, dass er eines Tages vielleicht eine Gewalttat ausübt. Natürlich ist das trotzdem kein schöner Gedanke und ja, wir sollten uns darüber durchaus Sorgen machen. Aus meiner Sicht passiert das aber auch. Wir haben eine lebhafte Integrationsdebatte und auch Präventionsprojekte gibt es zumindest bei uns hier in Hamburg eine ganze Menge. Prävention funktioniert aber am besten, wenn man den Menschen das Gefühl gibt, dass sie bei uns sicher sind und nicht indem man sie pauschal verurteilt und so schnell wie möglich wieder rauswirft.

    Ausländerkriminalität: Die Statistiken die ich dazu kenne sprechen von Beschuldigten, nicht von verurteilten Straftätern. Es wird in den Studien ausdrücklich darauf hin gewiesen, dass man daraus nur den Schluss ziehen kann, dass Ausländer öfter beschuldigt werden. Die Folgerung, dass sie häufiger Straffällig werden ist aus statistischer Sicht nicht zulässig, zumal andere Untersuchungen eine ausgewogene Verteilung der tatsächlich stattgefundenen Kriminalität zwischen Ausländern und Deutschen nahelegen. Das wird z.B. hier aufgezeigt:

    http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/kriminalitaet-von-migranten-laut-gutachten-nicht-hoeher-a-983536.html

    Klar ist aber auch, dass Menschen und insbesondere Kinder die aus Kriegsgebieten wie z.B. Syrien oder Afghanistan zu uns kommen zum Teil stark traumatisiert und überfordert sind. Das dies zu Problemen führt kann kaum Überraschen. Wer in Afghanistan sein leben lang Krieg und Gewalt erlebt hat wird sich in unserer Gesellschaft nicht ohne weiteres integrieren können, selbst mit den besten Absichten. Hier gilt es meiner Ansicht nach die Flüchtlinge zu Unterstützen und Ihnen mit geeigneten Maßnahmen zu helfen, um eine schnelle Integration zu ermöglichen.

    Der Fukushima Vergleich hinkt nicht nur, ihm fehlen dazu die Beine. Warum? Weil die Menschen, die mit Ausländern zusammen wohnen (in meinem Stadtteil sind es 26% und ) keine Probleme mit den Ausländern haben. Ganz im Gegensatz zu den Menschen in Fukushima, die durchaus unzufrieden damit sind, dass sie Ihr Zuhause verlassen mussten. Warum maßen sich die Dresdener Spaziergänger eigentlich an mir zu sagen, dass meine Situation aufgrund von Ausländern irgendwie nicht gut ist? Das ist doch total albern. Ich lebe doch mit Türken, Syrern und Afrikanern zusammen. Ich hatte zwei Türkische Mitbewohner und eine Mexikanische Mitbewohnerin. Ich habe mit Türken, Indern, Pakistani, Nigerianern, Ghanaern, Polen, Kolumbianern, Letten und vielen anderen Menschen unterschiedlichster Nationalitäten studiert. Ich habe mit Ukrainern, einem Senegalesen, Polen, Russen, einem Letten, einer Kasachin, Engländern, einer Afghanin und anderen zusammen gearbeitet. Ich habe dabei durchweg positive Erfahrungen gemacht und bin damit nicht alleine. Es stellt sich doch die Frage, warum PEGIDA über Menschen spricht, anstatt mit Ihnen. Dann würden sie vielleicht merken, dass Kriminelle ein Problem sind und nicht Ausländer.

    Ich kann die Unzufriedenheit, insbesondere die mit der Politik durchaus nachvollziehen. Das ist einer der Gründe, warum ich diesen Blog schreibe. Ich bin auch mit vielen Dingen in unserer Gesellschaft unzufrieden. Dazu zählt auch der Umgang der Politiker mit den Bürgern. Aber diese Unzufriedenheit auf Flüchtlinge und Muslime zu projizieren ist schlicht der falsche Ansatz. Und Sprüche wie “Der deutsche Rentner kann sich keinen Christstollen leisten, aber die Flüchtlinge leben in sauß und brauß” sind nicht nur dumm, sondern auch rassistisch, fremdenfeindlich und Brandgefährlich, weil sie Xenophobie wieder Gesellschaftsfähig machen. Muslime und Flüchtlinge sind einfache Ziele und auf Stammtisch Niveau lässt sich super auf sie schimpfen. Aber wie Du selbst sagst: der überwältigende Anteil der Muslime lebt hier friedlich. Vielleicht nur bedingt gut integriert, aber daran arbeiten beide Seiten. Eine gesellschaftliche Diskussion dazu ist ja seit Jahren im Gang und Maßnahmen dazu wurden auch beschlossen.

    Trotz aller Differenzen in unseren Ansichten: Danke für Deinen Kommentar, ich finde es gut, dass wir hier ausnahmsweise mal eine sachliche Diskussion dazu führen können. Viel zu oft wird (von beiden Seiten) unsachlich herumgepöbelt und beleidigt, anstatt Argumente auszutauschen.